Montag, 16. September 2024

Eröffnungsgala mit dem neuen Opernensemble, 15.09.2024

Intendanz- und Saisonstart mit stehenden Ovationen
Ist der Spuk des letzten Jahrzehnts nun vorbei? Manch einer wird das Wochenende mit Theaterfest und Opernkonzert mit gemischten Gefühlen angegangen sein. Zulange waren unheilvolle Geister am Werk und ob diese so einfach verschwinden oder man gut daran tut, Räucherstäbchen anzuzünden, einen Schamanen mitzubringen oder doch gleich bei der katholischen Kirche einen Exorzismus anfragt, ist durchaus diskutabel. Doch unabhängig davon, ob nun höhere Mächte ihren Beitrag geleistet haben, hat es der neue Intendant Christian Firmbach am ersten Wochenende der Spielzeit geschafft, gute Geister zu bannen und die Gunst des Publikums zu erringen. Und als es dann am Ende eines freudvoll-unterhaltsamen Opernkonzerts auch noch stehenden Applaus im Publikum für die neuen Mitglieder des Opernensembles gab, wird sich bei einigen eine lange nicht mehr gespürte Vorfreude auf die kommende Opernsaison eingestellt haben. Der Spuk scheint vorbei zu sein.

Montag, 9. September 2024

Programm des Theaterfests 2024

Wenig Gespräche und Selbstdarstellungen, dafür sehr viele Führungen - die wahren Helden der Theaterfestarbeit sind Technische Abteilungen & Werkstätten sowie Kostüm & Maske, die jeweils 9 Gruppen in ca. 7 Stunden durch das Haus führen, immerhin mit kleiner Teilnahmegebühr, die wahrscheinlich nicht als Belohnung an die mitwirkenden Mitarbeiter ausgezahlt wird - so sieht das Programm des Theaterfests am 14.09.2024 aus:

Sonntag, 1. September 2024

Vorschau auf die Spielzeit 2024/2025 (2)

Fragezeichen zwischen Kontinuität und Aufbruch
Anna Bergmann scheint rückblickend ein Kassengift, ihre Sparte verlor im Vergleich zu anderen Sparten deutlich mehr Zuschauer. Und hätte es letzte Saison nicht Romeo und Julia im Großen Haus gegeben, durch das man quasi alle verfügbaren Abonnenten jagte, hätten sich die Zahlen eher wieder am Tiefstand der Spielzeit 2022/23 orientiert. Der neue Schauspieldirektor Claus Cäsar hat also viel Luft nach oben, doch wer gehofft hatte, daß es einen Neustart als Umbruch geben würde, der wurde enttäuscht. Cäsar wählte den scheinbar einfachen Weg. Da er zuvor nicht als Schauspieldirektor tätig war, konnte er nichts mitbringen, weder Ensemble noch Repertoire, und übernahm alle bleibewilligen Schauspieler und viele Inszenierungen der letzten Spielzeit. Auch programmatisch fällt Cäsar nicht auf, keine neuen Programmlinien, keine offensichtlich neuen Ideen (man denke nur an Knut Webers fulminante Downtown-Projekte vor 20 Jahren!), der Betrieb wird fortgesetzt, sechs Premieren im Kleinen Haus, drei im Studio, zwölf Wiederaufnahmen. Droht nun bleischwerer Stillstand? 

Mittwoch, 28. August 2024

Rückblick: Zuschauerstudie 2023

Das Theater der alten biodeutschen Frauen
Dem scheidenden Interimsintendanten Ulrich Peters scheint das Lob zu gebühren, das Badische Staatstheater nach den beiden Krisen (abgesetzter Intendant und Virusepidemie) nach innen und außen wieder in ruhiges Wasser gebracht zu haben, die Publikumszahlen stagnierten in der letzten Spielzeit auf niedrigem Niveau. Nach der Beendigung der Covid-Beschränkungen hatte das Theater einen Publikumsverlust von ca. 20% - womit man dem Bundestrend entsprach. Interessant ist, daß dieser Zuschauerschwund nicht pauschal war, sondern von Sparte zu Sparte unterschiedlich ausfiel. Das Konzertpublikum blieb treu und verringerte sich kaum, auch die Oper blieb stabil und verlor moderat. "Besonders betroffen sind Schauspiel (ca. -42 %) und Tanz (ca. -27 %)", so die letzte Publikumsstudie. Daß Anna Bergmann und Bridget Breiner ersetzt wurden, ist also eine Chance, wieder an Attraktivität zu gewinnen. Wer besucht eigentlich das Badische Staatstheater?

Donnerstag, 15. August 2024

R.I.P. Heiner Kondschak (*1955 †2024)

Die Karlsruher Auftritte von Heiner Kondschak zeichneten sich stets durch drei Qualitäten aus: Humor, Schlagfertigkeit und Musikalität. Der frühere Schauspieldirektor Knut Weber, der selber nicht so gerne auf der Bühne stand, brachte ihn 2002 nach Karlsruhe mit, wo Kondschak oft beim Theaterfest moderierte und durch das Abendprogramm führte, das Publikum unterhielt und zum Lachen brachte. Mit seinen langen Haaren und seinem struppigen Bart fiel er auf, Kondschak verpasste nicht, über sein Auftreten selber Witze zu machen - er war auf der Bühne ein Eisbrecher, der schnell den Draht zum Publikum herstellte. Kondschak war Musiker, schrieb Theaterstücke, konzipierte musikalische Abende und war an vielen Theatern tätig, am Badischen Staatstheater bspw. mit  Kaspars kurzer Traum vom Glück und Dylan – The times they are A-changin’ sowie Wann wenn nicht jetzt. Kondschak starb nun im Alter von 69 Jahren an Herzversagen und nicht wenige rund um Karlsruhe werden noch lange an ihn denken, denn die Abendveranstaltungen bei den Theaterfesten waren seitdem nie wieder so lustig und opulent wie mit ihm.

Mittwoch, 14. August 2024

Von den Freuden der Hochkulturwerte

Auf der Webseite der Zeitschrift Die deutsche Bühne ist ein Artikel über Christian Firmbachs Errungenschaften als Intendant in der "theaterbegeisterten Beamtenstadt" Oldenburg (2014 - 2024) erschienen. Der Autor schlägt einen leicht mißgünstigen Ton an, als ob er den offensichtlichen Publikumserfolg neidet, und schreibt leider zu pauschal, um fundiert zu wirken, aber es scheint ein Lob zu sein, wenn zu lesen ist: "Firmbach präsentierte sich von Beginn an als seriöser Freund alter Hochkulturwerte", wobei mit "alt" offensichtlich "wertig" gemeint ist, also qualitativ "gutes Handwerk". 

Samstag, 27. Juli 2024

R.I.P. Wolfgang Rihm (*1952 †2024)

"Ich gehe langsam aus der Welt heraus in eine Landschaft jenseits aller Ferne"
Der Krebs ist ein widerlicher Meuchler. Als im Januar 2017 die Hamburger Elbphilharmonie feierlich eröffnet wurde, hat man den Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm schon vermißt, das von ihm geschaffene Auftragswerk Reminiszenz - Triptychon und Spruch in memoriam Hans Henny Jahnn wurde ohne ihn uraufgeführt, der Kampf gegen die Erkrankung dauerte lang. 
Bereits im April 2017 wurde in München von Dirigent Mariss Jansons in gewisser Weise Rihms Vermächtnis uraufgeführt, die knapp 80-minütigen Requiem-Strophen (zu sehen und hören aktuell hier ab Minute 9:45 bei youtube). Komponiert auf unterschiedliche Textquellen, verklingen sie leise und unspektakulär mit einem Epilog, der das Gedicht Strophen von Hans Sahl vertont. Die Schlußstrophe lautet: Ich gehe langsam aus der Zeit heraus in eine Zukunft jenseits aller Sterne, und was ich war und bin und immer bleiben werde geht mit mir ohne Ungeduld und Eile als wär ich nie gewesen oder kaum.

Wolfgang Rihm war als Künstler kopflastig - unglaublich interessiert, belesen und reflektierend, stets in der Lage zu erklären und zu fesseln, in jeder Hinsicht ein Meister der Artikulation. Seine Artikulation und damit sein Werk mag manchen zu intellektuell vorkommen, für ein Publikum bestimmt, das selbst den Affekt gedanklich erfassen und erklären will. Rihms unabhängiger Individualismus drückt sich in einem außergewöhnlichen Œuvre aus. Über 500 Stücke hat der in Karlsruhe geborene Rihm komponiert, welche bleiben werden, wird die Zukunft entscheiden. Das Sinnliche seiner Musik mag sich nicht jedem erschließen, das originell Individuelle und individuell Artikulierte wird sein Markenzeichen bleiben.

In der Nacht zum 27. Juli 2024 ist Wolfgang Rihm im Alter von 72 Jahren nach langjähriger schwerer Krankheit in Ettlingen verstorben. 

Montag, 17. Juni 2024

Abschied aus Oldenburg

Der designierte Karlsruher Intendant Christian Firmbach hat sich am letzten Wochenende aus Oldenburg mit einem Opernball verabschiedet. Einen kleinen Einblick kann man hier sehen:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Oldenburg-feiert-Opernball-und-verabschiedet-Intendanten,hallonds88182.html

Der NDR bewertet Firmbachs Intendanz sehr positiv, mehr hier:
https://www.ndr.de/kultur/buehne/Intendant-Christian-Firmbach-Gehen-wenn-es-am-schoensten-ist,firmbach102.html

Mittwoch, 29. Mai 2024

Vorschau auf die Spielzeit 2024/25

Es ist endlich wieder soweit: Ein neuer Intendant, neue Direktoren in allen drei Sparten, viele neue Bühnenkünstler, neue Persönlichkeiten und vor allem hoffentlich neue Handschriften, neues Repertoire und Herausforderungen. Die erste Spielzeit ist ein Übergang, um anzukommen und zu entdecken, und doch müssen schnell die Abonnementvorstellungen bestückt werden, um den kontinuierlichen Betrieb zu gewährleisten. Nun ist sehr spät bekannt gegeben worden, welche Verheißungen und Wagnisse geboten werden und welche Vorfreuden man pflegen darf.

Donnerstag, 23. Mai 2024

Vorverkaufsstart und Spielzeitbuch 2024/25

Schau an, es gibt sie also doch noch, die Kommunikation des Badischen Staatstheaters mit dem Publikum. Die Abonnenten haben heute per E-Mail eine Info bekommen, daß die neue Spielzeit erst am 29.05.24 veröffentlicht wird. Daß man dem Verfasser dieser Zeilen fast drei Wochen Vorsprung für die Mitteilung dieser Information gelassen hat, mag ja nett und großzügig sein, dennoch wird die neue Intendanz ab nächster Spielzeit hoffentlich eine transparentere Strategie wählen, um mit ihrem Publikum zeitnah in Kontakt zu treten: 

Freitag, 3. Mai 2024

Spielzeitvorstellung 2024/2025 erst am 29. Mai

Wie üblich erwarten Abonnenten und Theaterfreunde dieser Tage die Vorstellung des Programms der kommenden Spielzeit. Immerhin müssen Abos laut AGB bis zum 31.05. gekündigt werden, sonst verlängern sie sich automatisch um ein weiteres Jahr, und ein wenig Bedenkzeit sollte man seinem zahlenden Stammpublikum schon gönnen. Insbesondere hinsichtlich des bevorstehenden Intendanz- und Direktorenwechsel ist die Neugierde groß und manch einer wird es sich überlegen, ob er sein Abo behält, wenn sich nicht endlich Entwicklungen und neue Perspektiven abzeichnen oder man mit neuem Personal überzeugen kann. Das Theater braucht dringend frischen Wind und einen Stilwechsel!

Der neue Intendant scheint allerdings schlecht beraten, denn anscheinend wird die neue Spielzeit erst am Mittwoch, den 29.05.2024 offiziell vorgestellt, am Tag vor Fronleichnam. Was man sich von dieser Verzögerung erhofft, bleibt im Dunkeln, so etwas wie transparente Kommunikation gegenüber dem Publikum scheint weiterhin ein Schwachpunkt der kaum bemerkbaren Öffentlichkeitsarbeit. Demnächst sollten die Abonnenten zumindest um Geduld gebeten und eine Fristverlängerung für die Aboverlängerung angekündigt werden. Wenn es beim 29.05. bleiben sollte, ist das nicht der optimale erste Eindruck, den man hinterläßt. 

Dienstag, 6. Februar 2024

Aufbau einer neuen Ballettkompagnie

Im Herbst 2023 wurde es über verschiedene Kanäle publik gemacht: Das Badische Staatsballett wird neu aufgestellt und man bat um Bewerbungen: "Der designierte Ballettdirektor des Staatsballetts Karlsruhe Raimondo Rebeck sucht zusammen mit der designierten Hauschoreografin Kristina Paulín für die Spielzeit 2024/25 Tänzerinnen und Tänzer mit sehr guter klassischer und solider zeitgenössischer Technik". Die Bewerbungsfrist endete am 21.01.2024, das Vortanzen für die ausgewählten Tänzer wurde für den 11.02.2024 angesetzt.
Das Angebot, mit Raimondo Rebeck und Kristina Paulín in Karlsruhe ein neues Staatsballett auf die Beine zu stellen, scheint sehr attraktiv. Wie nun die BNN berichten (und zwar hier) erhielt man eine "Flut an Bewerbungen": "1.500 junge Tänzer bewerben sich". Das Vortanzen für die ausgewählten Kandidaten findet am kommenden Sonntag statt.