Donnerstag, 8. Mai 2025

Vorschau auf die Spielzeit 2025/2026 (1)

Etwas ambitionierter bitte
Es war ein ordentliches erstes Jahr, das der neue Intendant Firmbach nach Amtsantritt ablieferte, vieles gelang, manches nicht. Eine gelungene Aufbruchstimmung fühlt sich anders und begeisternder an. Die Frage, ob man Firmbach über 2029 verlängern sollte, kann man nach dieser Spielzeit nicht eindeutig mit Ja beantworten. 
Wer sich letztes Jahr vor dem Wechsel des Leitungsteams aus Oldenburg ans Badische Staatstheater mit dem dortigen Opernprogramm auseinandersetzte, der konnte manches Repertoire entdecken, das auch gut nach Karlsruhe gepaßt hätte. Operndirektor Christoph von Bernuth greift nun einiges auf, was er zuvor an früherer Wirkungsstätte bereits auf die Bühne gebracht hat. Für Opern-Fans verspricht die kommende Saison durchaus spannend zu werden. 
Das Ballett bietet 2025/26 nichts Bekanntes oder Beliebtes.  Raimondo Rebeck ist ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Choreographien zu wünschen.
Und ob das in der Sackgasse befindliche Schauspiel endlich die Wende schafft und aus der Krise kommt, scheint fraglich. Erfolgsstücke hat man schon lange nicht mehr produziert, ob man sich von der gewollten Verengung des Klienteltheateransatzes befreien kann, darf bis zum Gegenbeweis bezweifelt werden. Nichts deutet darauf hin, daß die Stagnation beendet werden könnte. Der fehlende Mut zu mehr Vielfalt und Abwechslung im Schauspiel ist die größte Bürde der neuen Intendanz.

OPER
Premieren
Rameau - Les Boréades (Regie: Christoph von Bernuth), 04.10.25

Wagner - Lohengrin (Regie: Manuell Schmitt). 16.11.25

Mazzoli - Breaking the Waves (Regie: Christoph von Bernuth), 18.01.26

Poulenc - Dialogues des Carmélites (Regie: Andrea Schwalbach), 24.01.26

Händel - Tamerlano (Regie: Kobie van Rensburg), 20.02.26

Händel - Atalanta (konzertant)

Bellini - La straniera (halbszenisch, Regie: Tobias Ribitzki), 29.03.26

Britten - A midsummer night's dream (Regie François de Carpentries), 17.05.26

Verdi - Rigoletto (Regie: Anna Drescher), 27.06.26

Wiederaufnahmen
Don Giovanni, La Bohème, Hänsel und Gretel, Eugen Onegin, Rinaldo, Cavalleria Rusticana / Pagiacci, Rosenkavalier

Christoph von Bernuth inszenierte in Oldenburg selber Les Boréades, der dazugehörige Ausschnitt auf youtube (hier) sah so vielversprechend aus, daß sich der Verfasser dieser Zeilen eine Übernahme wünschte. Drei Sänger der damaligen Besetzung wechselten nach Karlsruhe: Sémire: Martha Eason. Borilée: Kihun Yoon, Apollon: Leonardo Lee.
In Oldenburg gab es auch einen Rigoletto mit Kihun Yoon in der Titelrolle, Leonardo Lee als Monterone sowie Melanie Lang als Giovanna (Ausstatter damals: Hinrich Horstkotte, der Regisseur des Rinaldo), hier ein Werbeclip auf youtube). Dringender ist ein Troubadour, den man mal hoffentlich nach  über 30 Jahren wieder inszenieren sollte.
Und auch A midsummer night's dream wurde am Oldenburgisches Staatstheater gezeigt (hier ein Clip bei youtube, damals in der Regie von Tom Ryser).
Und Poulencs Dialog der Karmeliterinnen ist ein Meisterwerk und eine der schönsten und spannendsten Opern des 20. Jahrhunderts (UA 1957). Endlich schafft sie es auf die Karlsruher Bühne, nachdem sie nur als Gastspiel vor über 40 Jahren mal aufgeführt wurde.
Ein neuer Lohengrin - den letzten beiden Inszenierungen dieses Werks war nur eine kurze Lebensdauer beschieden, wie auch den letzten beiden Wagner-Inszenierungen während der Peters-Intendanz. Es ist höchste Zeit, daß mal wieder eine erfolgreiche Wagner-Produktion auf die Bühne kommt.
Belcanto-Fans dürfen sich auf Bellinis selten zu hörende La Straniera freuen, die anscheinend seit 1837 nicht mehr in Karlsruhe gespielt wurde.
Tamerlano und Atalanta bei den Händel Festspielen 2026 sind seit Februar bekannt.
Und mit Breaking the Waves der amerikanischen Komponistin Missy Mazzoli (die bspw. hier bei youtube sowie hier ihre Musik zur 2016 in Philadelphia uraufgeführten Oper erläutert, deren Handlung  auf dem gleichnamigen Film (hier mehr dazu bei Wikipedia) von Lars von Trier beruht) hat man eine aktuelle englischsprachige Oper.
Das Ensemble scheint übrigens unverändert zu bleiben.

BALLETT
Raimondo Rebeck und Kristina Paulin ist Ankunft und Aufbruch in Karlsruhe gelungen, beim Publikum ist man angekommen: Wochen im Voraus war die Premiere und Folgevorstellungen von Romeo und Julia quasi ausverkauft. In der kommenden Spielzeit hätte man das erste abendfüllende Handlungsballett der Hauschoreographin erwartet, zu dem es überraschenderweise nicht kommt. Und bei Dracula droht Kitschgefahr, wenn man es nicht schafft, den Stoff neu zu entwerfen. Mal schauen, wie man das hinbekommen will. 

Premieren
La dolce vita - Ballettabend mit Choreographien von Johan Inger und Kristina Paulin, 30.11.25

Dracula - Ballett von Kenneth Tindall (Uraufführung), 18.04.26

Statements - Ballettabend mit Choreographien von Raimondo Rebeck, Houston Thomas und Jiří Kylián, 06.06.26

Wiederaufnahmen
Romeo und Julia, Nußknacker, Leuchtfeuer

SCHAUSPIEL

Der Autor dieses Blogs muß eingestehen, daß ihm der Namen des Schauspieldirektors gerade erst nicht einfiel, dabei ist Claus Cäsar ja wirklich ein Name mit beträchtlichem Wiedererkennungswert. Aber irgendwie auffällig war sehr wenig in der aktuellen Spielzeit, ein 'weiter so' ohne bedeutende Überraschung oder Aufbruchsstimmung ist zu befürchten. Egal welches Stück kommt - Vorfreude will sich nicht einstellen, die Verhunzungsquote der Scheuklappenträger ist zu hoch. Umso länger man sich als Schauspiel von Spießern für Spießer etabliert, umso isolierter bleibt man in der Theaterblase ohne Anschluß an den Rest des fortbleibenden Publikums.

Premieren
Ibsen - Peer Gynt, 03.10.25

Suzie Miller - Prima Facie, 12.10.25

Hofmann/Horváth - Geschichten aus dem Wiener Wald (Pop-Oper), 06.12.25

Kaurismäki - Das Mädchen aus der Streichholzfabrik , 14.02.26

Kleist - Der zerbrochen Krug, 14.03.26

Lucy Kirkwood - Moskitos, 17.04.26

Meyerhoff - Man kann auch in die Höhe fallen, 10.05.26
 
Aufgrund der Sanierung steht dem Schauspiel das Studio ab der kommenden Spielzeit nicht mehr zur Verfügung (es wird zum Probenraum für das Orchester), stattdessen wird man wieder die Insel sowie andere Standorte bespielen.



SYMPHONIEKONZERTE

1. Symphoniekonzert
Maurice Ravel - Rapsodie espagnole
Manuel de Falla  - Nächte in spanischen Gärten für Klavier und Orchester
Richard Strauss - Aus Italien. Sinfonische Fantasie op. 16
Klavier Kalle Randalu
Dirigent Georg Fritzsch
 21./22.9.2025    

2. Symphoniekonzert
Peter Tschaikowski - Violinkonzert D-Dur op. 35
Edward Elgar - Symphonie Nr. 1 As-Dur op. 55
Violine Baiba Skride
Dirigent Killian Farrell
12./13.10.2025

3. Symphoniekonzert
Ester Mägi - Bukoolika für großes Orchester
Samuel Barber - Violinkonzert op. 14
Jean Sibelius - Symphonie Nr. 1 e-Moll op. 39
Violine Janos Ecseghy
Dirigent Hendrik Vestmann
14./15.12.2025    

4. Symphoniekonzert
Wolfgang Amadeus Mozart - Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550
Richard Wagner - Eine Faust-Ouvertüre d-Moll WWV 59
Lili Boulanger - Faust et Hélène. Épisode lyrique
Dirigent Felix Bender
 1./2.2.2026    

5. Symphoniekonzert
Carl Maria von Weber- Ouvertüre zu Euryanthe
Edward Elgar - Cellokonzert e-Moll op. 85
Ludwig van Beethoven - Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Violoncello Maximilian Hornung
Dirigent Georg Fritzsch
8./9.3.2026    

6. Symphoniekonzert
Leoš Janáček - Suite aus der Oper Das schlaue Füchslein
Wolfgang Rihm - Marsyas für Trompete mit Schlagzeug und Orchester
Antonín Dvořák - Symphonie Nr. 6 D-Dur op. 60
Trompete Wolfram Lauel
Dirigent Johannes Willig
 26./27.4.2026    

7. Symphoniekonzert
Gustav Mahler - Symphonie Nr. 3 d-Moll
Alt Tanja Ariane Baumgartner
Dirigent Georg Fritzsch
31.5./1.6.2026    

8. Symphoniekonzert
Johannes Brahms - Akademische Festouvertüre c-Moll op. 80
Wilhelm Stenhammar - Klavierkonzert Nr. 2 d-Moll op. 23
Johannes Brahms - Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Klavier Claire Huangci
Dirigent Georg Fritzsch
 5./6.7.2026    

4 Kommentare:

  1. Lohengrin in Mannheim, Karlsruhe und Baden-Baden? Mein lieber Schwan... (Florian Kaspar)

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    1. Honigsammler09 Mai, 2025 11:30

      Ja, da hat wohl das Nachbarschaftskomitee nicht getagt oder konnte den Konflikt nicht lösen.

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  2. Lieber Honigsammler,
    zunächst einmal möchte ich mich bei Ihnen für Ihre langjährige Mühe bedanken. Ich schätze Ihre mit großer Mühe und viel Fachwissen verfassten Beiträge sehr. Nach unseren Opern- und Ballettbesuchen sind meine Frau und ich immer sehr gespannt auf Ihre Rezensionen, die recht oft mit unseren Eindrücken korrelieren. Das Karlsruher Schauspiel steht aus gutem Grunde nicht auf unserer Agenda. Die beiden Sparten, die wir regelmäßig besuchen, und dabei insbesondere die Oper, haben m.E. im letzten Jahr eine Entwicklung genommen, die uns durchaus positiv stimmt. Dies gilt auch für die Ensemblepolitik, v.a. in der Oper. Ich sehe deshalb zumindest in dieser Sparte der weiteren Entwicklung mit Vorfreude entgegen.


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    1. Honigsammler09 Mai, 2025 17:03

      Vielen lieben Dank für Ihre freundlichen Worte. Für mich ist die kommende Opernspielzeit eine der spannendsten seit vielen Jahren: ich freue mich besonders auf Rameau, Bellini, Britten und Poulenc, Rigoletto geht immer, dazu Mazzolis vielgelobte zeitgenössische Oper. Ich mag das Ensemble, endlich wieder viele Sänger, denen man gerne zuhört und ihre Rollen verfolgt. Auch ich habe bei der Oper nur Vorfreude!
      Das Konzertprogramm ist ordentlich.
      Ansonsten überwiegt die Skepsis

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