Dienstag, 14. Oktober 2025

2. Symphoniekonzert, 13.10.2025

Den von der Fachzeitschrift Opernwelt vergebenen Titel "Orchester des Jahres" teilen sich für die vergangene Saison die Meininger Hofkapelle, das Frankfurter Opern- und Museumsorchester und das Bayerische Staatsorchester. Daß es die thüringische Kreisstadt Meiningen in diesem illustren Kreis geschafft hat, ist aller Ehren wert und auch ein Verdienst des Meininger GMD Killian Farrell; Er dirigierte gestern in Karlsruhe das Symphoniekonzert und galt als einer der Kandidaten für die Nachfolge von Georg Fritzsch.

Montag, 13. Oktober 2025

Miller - Prima Facie, 12.10.2025

In den Niederungen des kommerziellen Pseudo-Attitüden-Theaters
Wer gerne schlecht konstruierte, schwach motivierte und klischeebeladene englische Justizdramen mag, dem könnte Prima facie eventuell gefallen. Für mitdenkende Zuschauer hingegen ergeben sich einige Kritikpunkte.

Sonntag, 12. Oktober 2025

Rameau - Les Boréades, 11.10.2025

Die Rasanz der Gemächlichkeit
Auch beim zweiten Hören sind die Boréades ein faszinierendes Werk, das einem ganz eigenen Zeitmaß folgt. Man erlebt eine emotionale Achterbahnfahrt, die durch die durchaus teilweise als gemächlich zu bezeichnende Abfolge von solistischem Gesang, Chor, Tanz und musikalischen Intermezzos geprägt ist. 

Sonntag, 5. Oktober 2025

Rameau - Les Boréades, 04.10.2025

Spätbarocke Ballett-Oper im Dienste anti-absolutistischer Aufklärung
Vieles ist bemerkenswert an Rameaus letzter Oper Les Boréades. Zuerst, daß man nun in Karlsruhe endlich erstmals französischen Barock präsentiert bekommt, der sich von dem bei den jährlichen Händel-Festspielen musizierten italienischen Stil u.a. darin unterscheidet, daß er sich am höfischen Geschmack von Versailles orientierte, einen Hang zu Prunk und festlichen Tableaus übernahm und die fünfaktig strukturierte Oper als frühes Gesamtkunstwerk auch oft viele Tanzeinlagen, Chöre und Divertissements hatte. Auf lange Da-capo-Arien wurde zudem zugunsten kürzerer Arien verzichtet und Kastraten kamen kaum zum Einsatz. Wie fremd diese Stilrichtung in Deutschlands Opernhäusern geblieben ist, kann man bspw. daran erkennen, daß der Karlsruher Operndirektor Christoph von Bernuth an seiner früheren Wirkungsstädte die deutsche Erstaufführung der Boreaden über 250 Jahre nach der Entstehung inszenierte, die nun als Übernahme auch am Staatstheater vom Publikum bewundert werden kann. Vieles war bemerkenswert an der sehr gelungen gestrigen Premiere, insbesondere die bravourös auftrumpfenden Sängerinnen Anastasiya Taratorkina und Martha Eason, der von Dirigent Attilio Cremonesi mit der Badischen Staatskapelle in historisch informierter Aufführungspraxis zelebrierte Barockklang, Solisten, Chor und Tänzer. Der Mut zur Rarität wurde gestern mit viel Jubel belohnt.

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Theater im Zeitalter der finanziellen Schieflage (2)

Vor dem erzwungenen Abschied 
oder
Wie spart man 8.7% ein?
Das über dem Badischen Staatstheater hängende Damoklesschwert ist groß und scharf, und es wird fallen. Die Einbringung des Doppelhaushalts 2026/2027 in der Gemeinderatssitzung am 30. September hat die schlimmsten Befürchtungen erfüllt: 8,7% weniger Zuschuß. Die Stadt will  EURO 2.429.160.- weniger an das Badische Staatstheater überweisen. Da sich Land und Stadt gleichermaßen an der Finanzierung beteiligen, wird auch das Land diesen Betrag einsparen. Das Badische Staatstheater soll also mit knapp 4,6 Millionen EURO weniger auskommen. Das geht nur durch massiven Personalabbau.

Mittwoch, 3. September 2025

Theater im Zeitalter der finanziellen Schieflage (1)

Auf Wiedersehen Schauspiel!?! Tschüß Händel Festspiele?!?
Für manch passionierten Theatergänger ist alles eine Bühne, und wer gewisse öffentliche Selbstdarstellungen beobachtete, dem konnte es schon so vorkommen, als ob in den letzten Jahren zu oft Laiendarsteller versuchen, Politiker zu spielen. Man denke nur an die Wirtschaftspolitik der vergangenen Legislaturperiode, von der hauptsächlich in Erinnerung blieb, daß man die Bundesrepublik anscheinend zum Weltmarktführer für Lastenfahrräder und Sozialausgaben umorganisieren wollte und ansonsten durch rekordmäßig hohe Energiepreise, Abgaben- und Steuerlast versuchte, das Land zu deindustrialisieren und Investitionen und Arbeitsplätze aus dem Land zu exportieren. Die deutsche Politik hat in den letzten Jahren in einigen Bereichen durch falsche Wertigkeiten ihren Beitrag zur Verwahrlosung des Staates geleistet, das Land erscheint auf mehr als nur einer Ebene ver-rückt. In einer aktuellen Bürgerbefragung des Deutschen Beamtenbundes gaben nur bspw. noch 23 Prozent der Befragten an, der öffentliche Dienst sei handlungsfähig und könne seine Aufgaben erfüllen. Die Bundesrepublik wirkt also auf beträchtlich viele inzwischen wie ein dysfunktionaler Staat mit absurder und überbordender Bürokratie, einer aus dem Ruder gelaufenen Migrationspolitik und einem System, das den Anschluß in zu vielen Bereichen verloren hat, von der Bildung über die Wirtschaft bis zur Gesundheit. Nur der Freistaat Bayern hat noch ein funktionierendes Geschäftsmodell und zahlt Milliarden in den Länderfinanzausgleich. Man erlebt in gewisser Weise eine bitterkomische Tragödie, in der die Schwellenhüter als Katalysatoren des Geschehens meistens wie komische Figuren wirken, die früher oder später ein erzwungenes Rendezvous mit der Realität erleben, das zu Kosten der Bürger geht. Auch nach Karlsruhe ist die Wirklichkeit zurückgekehrt. Die Stadt steht laut aktuellen Meldungen vor dem Zwang, ab 2026 jährlich etwa 80 Millionen Euro einzusparen, um einen genehmigungsfähigen Haushalt aufstellen zu können und eine Überschuldung zu verhindern. Dem wird sich auch das Badische Staatstheater wohl kaum entziehen können. 

Freitag, 25. Juli 2025

Rückblick auf die Spielzeit 2024/2025

Saisonware für begrenzte Nachfrage
Das erste Jahr der neuen Intendanz neigt sich dem Ende zu und es war ein ruhiges Jahr, eine routiniert und solide abgewickelte Spielzeit, die aber auch überraschungsfrei ablief, eine Spielzeit entlang einer Mittellinie, weder enttäuschend noch begeisternd, vielleicht im Durchschnitt ein gutes Mittelmaß, dem es ein wenig an Elan und Ambition, Strahlkraft und Erinnerungswürdigkeit mangelte. Die fehlende Aufbruchstimmung machte sich auch bei den enttäuschenden Zuschauerzahlen bemerkbar, die bestenfalls stagnierten. 

Sonntag, 20. Juli 2025

Ballett-Gala, 19.07.2025

Stimmungsvolles Spektakel zum Spielzeitende
Eine gelungene Gala ist nie einfach nur eine Vorstellung, sondern auch ein Ereignis. Und zu Ereignissen begibt man sich nicht nur wegen der Darbietung, sondern um sie besucht zu haben und dabei gewesen zu sein. Gestern konnte man am Badischen Staatstheater eine solche Gala erleben: eine ausverkaufte, knapp vierstündige Ballett-Vorstellung mit internationalen Gästen, darstellerischen Höhepunkten, launigen Worten und einer Preisverleihung. Wie zu erwarten gab es viel gute Laune und langen Applaus und wer nicht dabei war, hat tatsächlich etwas verpaßt! 

Abschweifung (1)
Galas sind rar geworden am Badischen Staatstheater. Nach der Covid-Epidemie hat man gar ein ganzes Abonnement einfach verschwinden lassen: die Opern-Galas wurden erst lange heruntergewirtschaftet und dann sang- und klanglos gestrichen. Spitzensänger zu normalen Preisen waren noch möglich, als man sich mit dem Geld der Steuerzahler auf Kunst und Künstler konzentrierte (und es genug Publikum gab, die dies zu schätzen wußten), inzwischen haben manche Theater Probleme, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und definieren sich nicht mehr gerne ästhetisch-künstlerisch; Und auch das anspruchsvolle Publikum war nicht mehr gerne gesehen, denn wer Vergleiche ziehen kann, unterscheidet das Bessere vom Guten und erst recht vom Übermaß des Schlechten. Manchen schien es, als pumpe man das Geld der Steuerzahler stattdessen gerne in dubiose Aktivitäten und ideologischen Aktivismus. Zudem haben politische Fehlentscheidungen den finanziellen Spielraum der Theater stark eingeschränkt. Wer es sich leisten kann, darf ins Festspielhaus nach Baden-Baden, um Stars zu sehen. Das Badische Staatstheater hat hingegen an Glanz verloren. Immerhin hat man noch die Händel-Festspiele (nun auch mit Farinelli-Wettbewerb) als Saison-Höhepunkt und auch im Ballett hat man den jährlichen Gala-Gedanken glücklicherweise nie aufgegeben. Nur im Schauspiel ist man von Gala so weit entfernt, wie die Mikrowellen-Mahlzeiten von der Sterne-Gastronomie. Ballett und Oper sind international, das deutsche Schauspiel hingegen wirkt wie hinter der Mauer, abgeschnitten, mangelbehaftet und in sozialistischer Trostlosigkeit gefangen. Viel zu viel Steuergeld fließt in viel zu viel schlechtes Sprechtheater. Man hat ein System des grauen Mittelmaßes geschaffen, und wenn man bedenkt, daß man in Karlsruhe gerade mit vielen hundert Millionen Euro Steuergeldern auch einen Neubau mit neuem Schauspielhaus baut, kann man auch als Theaterenthusiast Kopfschmerzen bekommen. Aber genug der Abschweifung. 

Sonntag, 8. Juni 2025

Palmetshofer - Die Verlorenen, 07.06.2025

Das Drama der metaphysischen Obdachlosigkeit, gekürzt auf einen Familienkonflikt
oder
Feigheit vor dem Text

Zum ersten Mal zeigt das Karlsruher Schauspiel ein Stück des österreichischen Dramatikers und Wortkünstlers Ewald Palmetshofer (*1978), doch der Regisseur beraubt Text und Publikum um eine wesentliche Dimension: Sobald der Autor sprachlich ausholt, unterbindet die Regie den Schwung, kürzt den Text bzw. läßt die Schauspieler in hohem Sprechtempo über die nicht gestrichenen Stellen sinnentleert hinwegeilen. Der Regisseur nimmt dem Drama dabei nicht nur einiges von dessen eigentümlicher Individualität, sondern weicht auch der eigentlichen Herausforderung des Stücks aus, die darin besteht, Handlung und Überbau zu einem Ganzen zu verknüpfen. In Die Verlorenen baut der Autor eine zeitgemäß banale Geschichte (das Stück handelt von einer scheiternden, ihr Kind vernachlässigenden Mutter, die zu spät versucht, den Kontakt zu ihrem mißratenen Sprößling wieder herzustellen) um eine Kritik der positivistischen Kultur bei der das Symptom der Leere, der Verstocktheit und Bosheit des Herzens auf eine spirituelle Krise und metaphysische Obdachlosigkeit in der säkularisierten und radikal diesseitigen Welt im Allgemeinen und auf eine familiäre Verwahrlosung im Speziellen zurückgeführt wird. Auf diese Einbettung des Kerndramas in den größeren Kontext des Verlusts wird überwiegend verzichtet, aus den Verlorenen (im Plural) wird hier Die Verlorene. Doch auch wenn die Regie am Wesentlichen scheitert, ist die Inszenierung des Kerntextes  gut gemacht und überzeugt mit sehr guten Schauspielern.

Dienstag, 3. Juni 2025

7. Symphoniekonzert, 01.06.2025

Mit Lili Boulanger, Ernest Bloch und Dmitri Schostakowitsch konnte man gestern auf eine spannende Entdeckungsreise durch das 20. Jahrhundert gehen.

Sonntag, 25. Mai 2025

Tschaikowsky - Eugen Onegin, 24.05.2025

Seelenschilderung vor symbolischer Landschaft 
Eigentlich sollte Tschaikowskys Oper nicht Eugen Onegin heißen, sondern Tatjana, denn nicht dem titelgebenden Schnösel gehört das Mitgefühl des Publikums, sondern der von ihm verschmähten Frau. Tschaikowsky bezeichnete seine Oper ausdrücklich als "Lyrische Szenen", und jede Inszenierung, die auf die Musik hört, muß einen Weg finden, sich auf die inneren Bewegungen der Figuren, auf intime und psychologisch feinfühlige Motive und leise Gefühlsregungen zu konzentrieren. Der neuen Karlsruher Inszenierung gelingt das in einer durchweg werkgemäßen und damit überraschungsfreien, aber auch etwas nüchtern-leidenschaftslosen Weise, die getragen von den famosen Sängern und Musikern gestern eine gute Premiere feierte.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Vorschau auf die Spielzeit 2025/2026

Etwas ambitionierter bitte
Es war ein ordentliches erstes Jahr, das der neue Intendant Firmbach nach Amtsantritt ablieferte, vieles gelang, manches nicht. Eine gelungene Aufbruchstimmung fühlt sich anders und begeisternder an. Die Frage, ob man Firmbach über 2029 verlängern sollte, kann man nach dieser Spielzeit nicht eindeutig mit Ja beantworten. 
Wer sich letztes Jahr vor dem Wechsel des Leitungsteams aus Oldenburg ans Badische Staatstheater mit dem dortigen Opernprogramm auseinandersetzte, der konnte manches Repertoire entdecken, das auch gut nach Karlsruhe gepaßt hätte. Operndirektor Christoph von Bernuth greift nun einiges auf, was er zuvor an früherer Wirkungsstätte bereits auf die Bühne gebracht hat. Für Opern-Fans verspricht die kommende Saison durchaus spannend zu werden. 
Das Ballett bietet 2025/26 nichts Bekanntes oder Beliebtes.  Raimondo Rebeck ist ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Choreographien zu wünschen.
Und ob das in der Sackgasse befindliche Schauspiel endlich die Wende schafft und aus der Krise kommt, scheint fraglich. Erfolgsstücke hat man schon lange nicht mehr produziert, ob man sich von der gewollten Verengung des Klienteltheateransatzes befreien kann, darf bis zum Gegenbeweis bezweifelt werden. Nichts deutet darauf hin, daß die Stagnation beendet werden könnte. Der fehlende Mut zu mehr Vielfalt und Abwechslung im Schauspiel ist die größte Bürde der neuen Intendanz.

Sonntag, 27. April 2025

Prokofjew - Romeo und Julia (Ballett), 26.04.2025

Puristisch verpufft
Im Südwesten kennt man die berühmten, weltweit oft getanzten Choreographien von Prokofjews Romeo und Julia aus den 1960ern: John Cranko in Stuttgart und davon beeinflußt Kenneth Macmillan (dessen Version Birgit Keil ab 2006 in Karlsruhe zeigte) schufen dramaturgisch und emotional starke Ballette mit opulenter Ausstattung, die inzwischen aber auch als etwas angestaubte Kostümschinken wirken können. In Karlsruhe zeigt man nun eine 1996 in Monte-Carlo uraufgeführte, puristisch reduzierte Version, die -obwohl fast 30 Jahre alt- szenisch kein bißchen angestaubt wirkt. Doch die Choreographie von Jean-Christoph Maillot konnte gestern in vielerlei Hinsicht nicht überzeugen: sie ist erzählerisch dünn, atmosphärisch blaß und nicht spektakulär, zu viele Höhepunkte verpuffen wirkungslos. Ballettdirektor Raimondo Rebeck, der einst selber als Romeo in Maillots Choreographie tanzte, scheint diese Version aus sentimentalen Gründen gewählt zu haben; Ob er damit beim Publikum einen Volltreffer gelandet hat, darf man bezweifeln. Doch es gab auch Lichtblicke: die hochmotivierten Tänzer des Badischen Staatsballetts, insbesondere Sophie Burke und Lasse Caballero in den Titelrollen, Lucia Solari, Filippo Valmorbida und Geivison Moreira.

Donnerstag, 17. April 2025

Vorstellungsausfall: Lemoyne - Phèdre, 17.04.2025

Ach, schade! Krankheitsbedingt entfällt die letzte Vorstellung von Phèdre und damit eine angemessene Verabschiedung der zwar hochbetagten, aber sich durchaus noch als vital und agil erwiesenen Dame. Nur für eine Handvoll Vorstellungen hat man diese Rarität angesetzt, heute hätte die Dernière sein sollen, knapp 13 Wochen nach der Premiere. Doch das Kennenlernen war spannend, in Erinnerung bleiben insbesondere Ann-Beth Solvang und Armin Kolarczyk, die ihre Rollen grandios interpretierten. 
Man darf gespannt sein, welche französische Rarität (mehr hier) als nächstes auf dem Programm stehen wird. Operndirektor Christoph von Bernuth hatte an seiner vorherigen Wirkungsstätte in Oldenburg Jean-Philippe Rameau (*1683 †1764) auf den Spielplan gesetzt, es gab die Tanzoper Les Boréades in deutscher Erstinszenierung (mehr hier als Auschnitt bei youtube), die sich als Übernahme anbieten würde, und 
Les Paladins (mehr hier). Neben Rameau ist auch Jean-Baptiste Lully ein Komponist, der mal in Karlsruhe gespielt werden könnte. Im Mai sollte die Vorschau auf 2025/26 bekannt gegeben werden.

Sonntag, 13. April 2025

Fallwickl - Die Wut, die bleibt, 12.04.2025

Beate Zschäpe als Vorbild für "starke Frauen"?
Uiuiuiuiuiuiui! Wie konnte denn dieser Absturz passieren? Nicht nur hat das Karlsruher Schauspiel aus einem unterbelichteten Roman ein unterbelichtetes Theaterstück gemacht, man zeigt auch noch den Haltungsschaden, einem gewaltverharmlosenden Text nicht ansatzweise gerecht werden zu können. Man stelle sich folgenden Handlungsstrang vor: 
Eine Gruppe männlicher Jugendlicher, die allesamt Opfer migrantischer Gewaltanwendung geworden sind, beginnen Kampfsport zu trainieren und Muskeln aufzubauen. Irgendwann fühlen sie sich bereit, zusammen als maskierter Trupp ihre Peiniger zu überfallen und gemeinsam zu verprügeln. In der Folge beginnen sie, Ausländer zusammenzuschlagen, von denen sie Schlechtes gehört haben, und dann töten sie unbeabsichtigt ein Opfer. Sie tauchen ab, aber wollen im Untergrund weitermachen: 'Jungs wie wir werden überall gebraucht'.
Das mag manche an den nationalsozialistischen Untergrund (NSU) erinnern. Aber kaum jemand wird auf die Idee kommen, daß diese Geschichte ein 'maskulines Empowerment' erzählt. Das Karlsruher Schauspiel hingegen schon. Ein Handlungsstrang aus Die Wut, die bleibt:
Eine Gruppe weiblicher Jugendlicher, die allesamt Opfer männlicher Gewaltanwendung geworden sind, beginnen Kampfsport zu trainieren und Muskeln aufzubauen. Irgendwann fühlen sie sich bereit, zusammen als maskierter Trupp ihre Peiniger zu überfallen und gemeinsam zu verprügeln. In der Folge beginnen sie, Männer zu zusammenzuschlagen, von denen sie Schlechtes gehört haben, und dann töten sie unbeabsichtigt ein Opfer. Sie tauchen ab, aber wollen im Untergrund weitermachen: "Mädchen wir wir werden überall gebraucht."
Wie erzählt man diese kriminelle Entwicklung? Als "weibliches Empowerment"!?! Echt jetzt!?! Man mag es kaum glauben: das Karlsruher Schauspiel flirtet mit faschistoiden Ideen.