Man könnte nach der Wiederaufnahme von Tosca behaupten, daß das seit dieser Spielzeit neu in Karlsruhe agierende Team aus Intendant und Operndirektor in wenigen Wochen seit Spielzeitbeginn den Stimmungswechsel in der Oper bereits erfolgreich eingeleitet hat. Denn obwohl sich die Tosca-Inszenierung des Regisseurs John Dew aus dem Jahr 2000 der 100. Aufführungen nähert, also kaum jemand des opernaffinen Publikums in Karlsruhe und Umgebung diese Inszenierung noch nicht gesehen hat, war gestern fast ausverkauft, nur wenige Plätze in Randlage blieben leer.
Die drei zentralen Rollen sind doppelt besetzt, darunter drei spannende Neubesetzungen, als Tosca sang Pauliina Linnosaari, die stimmlich alles mitbringt, um eine beeindruckende Titelfigur zu singen und der bei ihrem ersten Auftritt nur noch etwas Feinschliff und Nuancen fehlten (nächstes Wochenende übernimmt wieder die Karlsruher "Rekord"-Tosca Barbara Dobrzanska), als Mario Cavaradossi hat man zwei sehr gute Gäste, die die Inszenierung kennen, gestern Xavier Moreno, kommenden Samstag Rodrigo Porras Garulo, und insbesondere für Scarpia hat man nun zwei bemerkenswerte Alternativen im Haus: gestern der stimm- und darstellungsstarke Leonardo Lee, nächste Woche Kihun Yoon. Spoleta (lange Hans-Jörg Weinschenk, dann Merlin Wagner) ist nun mit Klaus Schneider besetzt, Liangliang Zhao singt Cesare Angelotti und Luiz Molz weiterhin den Mesner. GMD Georg Fritzsch dirigiert wieder. Die Inszenierung bleibt weiterhin spannend gespielt, gesungen und musiziert, und eine eventuelle Vorliebe, wen man lieber hört, entscheidet sich auf hohem Niveau. Die nächste Aufführung gibt es bereits eine Woche nach der gestrigen. Sie wird wahrscheinlich nicht ganz so voll, aber die Aficionados werden sich den Vergleich möglichst nicht nehmen lassen.Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2024/2025 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.