Mittwoch, 29. Januar 2025

SWR-Übertragung von The Wreckers

Der SWR überträgt am Samstag, 01.02.2025 ab 20:03 Uhr in SWR Kultur The Wreckers in Aufnahmen, die bei Aufführungen im Herbst 2024 im Badischen Staatstheater entstanden sind. In  der Regel stellt der SWR die Aufnahmen danach für vier Wochen zum digitalen Nachhören auf ihrer Webseite zur Verfügung.

Mehr dazu aktuell hier: https://www.swr.de/swrkultur/ethel-smyth-the-wreckers-ard-oper-2025-02-01-100.html

Sonntag, 26. Januar 2025

Lemoyne - Phèdre, 25.01.2025

Ein guter Spielplan hat von allem etwas und in dieser Spielzeit präsentiert die Karlsruher Oper gleich zwei Raritäten, zuerst die beim Publikum sehr erfolgreichen Wreckers (eine Wiederaufnahme ist für 2025/26 angekündigt), nun die deutsche Erstaufführung der 1786 (in Zeitgenossenschaft zu Mozarts Hochzeit des Figaro) in Fontainebleau uraufgeführte Phèdre des vergessenen Jean-Baptiste Lemoyne (*1751 †1796), die in Karlsruhe ihre erste szenische Aufführung nach über 200 Jahren erlebt. Phèdre erwies sich gestern als  eine legitime Wiederentdeckung einer spannenden Oper, die man Glucks Alceste zur Seite stellen kann, insbesondere da es Lemoyne gelang, große Charakterrollen zu erschaffen, die gestern grandios gesungen wurde: die Premiere wurde zum Triumph für Ann-Beth Solvang und Armin Kolarczyk.

Donnerstag, 9. Januar 2025

Comedian Harmonists anstelle von Jekyll & Hyde

Männerabend
Manch einer hat nach der Absage von Jekyll & Hyde schon Cabaret als Ersatz befürchtet, nun werden es die Comedian Harmonists, eine Bühnenbearbeitung des fiktiven Kinofilms von 1997 über das sechsköpfige Vokalensemble im Berlin der Jahre 1928 bis 1935, immerhin in Szene gesetzt vom Team der FledermausIns Kleine Haus würde das zweifellos besser passen als auf die große Opernbühne und ins Opernpremieren-Abo paßt es noch weniger. Es wird also u.a. ein Wiederhören geben mit Mein kleiner grüner Kaktus, Veronika, der Lenz ist da und Ein Freund, ein guter Freund. Wer das singen wird, ist noch nicht veröffentlicht.

Mittwoch, 1. Januar 2025

Historisches: Französische Opern in Karlsruhe

Am 25.01.2025 wird in der Karlsruher Oper Phèdre, eine Tragédie lyrique von Jean-Baptiste Lemoyne, Premiere feiern. Laut Staatstheater: "Nach 200 Jahren der Vergessenheit wird Phèdre nun erstmals wieder vollszenisch gezeigt – als Auftakt zu einer Programmlinie, die sich in den kommenden Jahren gezielt dem unbekannteren französischen Repertoire widmen wird." Dabei arbeitet man mit dem Palazzetto Bru Zane zusammen, einer Organisation, die sich der Wiederentdeckung französischer Musik aus der Zeit von 1780 bis 1920 widmet. Es gab bereits in der über 200 Jahre langen Karlsruher Opernvergangenheit sehr viele französische Werke (damals stets in deutscher Übersetzung gespielt), die heute kaum jemand noch kennt. Was die Karlsruher Oper spielte, läßt sich in der Badischen Landesbibliothek ab der Spielzeit 1813/14 (teilweise auch davor) bis in die 1930er gut recherchieren. Dabei ergeben sich Favoriten, Raritäten und Überraschungen, wer und was besonders oft und was nicht gespielt wurde. Nachfolgend ein etwas umfangreicher (ca. 120 Opern von über 40 Komponisten) und doch nicht abschließender Überblick zur reichen Geschichte französischer Werke auf der Karlsruher Bühne in dieser Epoche:

Sonntag, 29. Dezember 2024

Rokokotheater Schwetzingen: Kusser - Adonis, 28.12.2024

Die barocken Winterfestspiele der Heidelberger Oper im Schwetzinger Rokokotheater haben in den letzten Jahren die wenig bekannte deutschsprachige Barockoper im Fokus, mit Adonis gelingt eine kurzweilige Inszenierung.

Samstag, 28. Dezember 2024

Smyth - The Wreckers, 27.12.2024

The Wreckers ist zu einem sehr schönen Erfolg für die Karlsruher Oper geworden. Die gestrige Vorstellung (ursprünglich als letzte angekündigt, doch nach einem vorherigen Vorstellungsausfall soll es noch eine weitere Aufführung 2025 geben, die noch nicht angesetzt ist) war ausverkauft. Und das muß man nach wenigen Monaten der neuen Intendanz und Operndirektion ausdrücklich hervorheben: das Publikum kommt wieder zurück! Wo Enttäuschungen und Skepsis lange Jahre nicht wenige abhielten, scheint sich die Normalisierung doch relativ schnell wiedereinzustellen. 

Sonntag, 8. Dezember 2024

Strauß - Die Fledermaus, 07.12.2024

Heute ist mehr Lametta
Gute Vorstellungen nehmen die Zuschauer bekanntlich auf eine Reise mit, bei der Ankommen und Unterwegssein dasselbe sind. Das werden vielleicht gestern insbesondere die Zuschauer so empfunden haben, die Die Fledermaus kennen und über die Jahre schon öfters gehört und gesehen haben. In Karlsruhe hat man nun immerhin die dritte Fledermaus in weniger als 25 Jahren bzw. die vierte in vier Jahrzehnten. Pavel Fiebers Inszenierung 2001/2002 war so beliebt und unterhaltsam wie das Regie-Elend vor elf Jahren humorfrei und erfolglos. Gestern nun erzielte die Premiere der neuen Produktion einen schönen Publikumserfolg und indem man schnell musikalisch, sängerisch und szenisch präsent war und auf den Punkt kam, ermöglichte man den Zuschauern schon von Beginn an, anzukommen und sich insbesondere mit den grandiosen Sängern und Musikern zu freuen, die voller Engagement und Spielfreude erreichten, was lange Jahre nur selten gelang: ein lachendes und gut gelauntes Publikum. Bravo!

Freitag, 6. Dezember 2024

Doch kein Musical? Jekyll & Hyde entfällt.

Im Juli 2025 wollte man eigentlich Jekyll & Hyde als Übernahme einer anscheinend erfolgreichen Produktion aus Dortmund zeigen und packte dieses Musical sogar ins Opernpremieren-Abo. Nun gab das Badische Staatstheater lakonisch bekannt: 

Die angekündigte Produktion Jekyll & Hyde am Badischen Staatstheater entfällt aus Kostengründen. Die Entscheidung erfolgt aus Gründen der geltenden Sparmaßnahmen, vor allem mit Blick auf die Folgespielzeit. Für die beiden ursprünglich geplanten Termine am 12. und 13. Juli im Großen Haus wird eine neue Produktion für das Karlsruher Publikum angesetzt. Diese soll Anfang 2025 veröffentlicht werden und in den Vorverkauf gehen. 

Die Übernahme dieses Stücks scheint zu kostenintensiv. Mal sehen, was man nun als günstigere Neuproduktion ansetzt. Etwas, das aus dem Haus besetzt und ohne großen Aufwand in Szene gesetzt werden kann und auch Einnahmen durch Publikum bringt. Denn das Experiment Musical ist ja vor allem eines, um ein anderes/neues bzw. breiteres Publikum zu erreichen.

Sonntag, 17. November 2024

Leuchtfeuer (Ballett), 16.11.2024

Heterogene Dreifaltigkeit
Ein Handlungsballett als Uraufführung, eine deutsche Erstaufführung und eine Karlsruher Erstaufführung - der Ballettabend Leuchtfeuer bietet drei sehr unterschiedliche Choreographien. Da sollte für jeden etwas dabei sein, aber nicht alles ist unbedingt für jeden. Vom ballettliebenden Karlsruher Premierenpublikum gab es wie gewohnt viel Jubel und langen Applaus und wenn man an dieser zweiten Premiere der neuen Ballettdirektion etwas hervorheben mag, dann daß es Raimondo Rebeck und Kristína Paulin nicht nur in kurzer Zeit gelungen ist, eine Aufbruchsstimmung zu schaffen, sondern daß man insbesondere eine neue Karlsruher Kompagnie zusammengestellt hat, bei der man bereits viele individuelle und kollektive Stärken findet und auf deren weitere Entwicklung man sich freuen kann.

Dienstag, 12. November 2024

2. Symphoniekonzert, 11.11.2024

Das Außergewöhnliche am gestrigen 2. Symphoniekonzert war dessen Aktualität, zwei der drei Stücke waren zeitgenössische Werke von lebenden Komponisten, beide reizvoll, eines davon sogar durchaus kennenswert mit Repertoirepotential.

Donnerstag, 7. November 2024

Vorschau: Händel Festspiele 2025

Wer bereits Karten für die Händel Festspiele 2025 besitzt, der hat die Katze im Sack gekauft, denn vieles, darunter die Besetzung der neuen Opernproduktion von Händels beliebtem Rinaldo, war bisher nicht bekannt. Nun sind erste Besetzungen veröffentlicht und eine Neuerung angekündigt: zukünftig gibt es in Karlsruhe im Februar den Farinelli-Wettbewerb für Countertenöre. 

Montag, 4. November 2024

Brecht - Furcht und Elend des Dritten Reichs, 03.11.2024

Brecht als Orwell: exemplarisch statt episch
Stehende Ovationen, Bravo-Rufe und Jubel - diese Publikumsreaktionen lösten am Badischen Staatstheater zuletzt Oper und Ballett aus, bei denen Wechsel und Neustart gelungen ist und die von einer zuversichtlichen Stimmung profitieren. Ganz anders das Schauspiel, das diese Zuneigung des Publikums aktuell kaum zu spüren bekommt. Man hat auf den Umbruch verzichtet und Aufbruchstimmung war schon vorab nicht zu erwarten und hat sich bisher auch nicht eingestellt. Die ersten beiden Schauspielpremieren der Spielzeit waren dazu wenig begeisternd. Auch die dritte Premiere des neuen Schauspieldirektor Claus Caesar wird das Publikum zwar nicht in Scharen ins Theater locken, aber immerhin gelingt hier eine bemerkenswerte Brecht-Inszenierung, die das für Brecht untypische, nicht verfremdete oder episch wirkende Szenenwerk zu einem exemplarischen Stück über das Verstummen des Einzelnen im autoritären Staat macht. Caesar gelingt mit der Verpflichtung des russischen Regisseurs Timofey Kuljabin eine erste positive Überraschung. Bertolt Brecht (*1898 †1956) ging 1933 ins Exil, bis 1939 wohnte er in Dänemark, wo erste Texte von Furcht und Elend des Dritten Reiches entstand, eine Sammlung von kurzen Szenen mit unterschiedlichen Rollen, mit denen die gesellschaftliche Atmosphäre im nationalsozialistischen Deutschland beschrieben werden sollte. Aufgrund fehlender eigener Anschauung war Brecht auf Berichte und Erzählungen Dritter angewiesen. Doch durch Brechts Distanz erhielten die Szenen eine diktaturübergreifende Prägnanz, die den Text ebenso zur allgemeinen Vorlage für psychologische Mechanismen in jeder Diktatur macht. Brecht schafft hier unbeabsichtigt exemplarisches Theater, das in die Gegenwart aktueller Diktaturen geholt werden kann. Eine Aktualität, die sich die Karlsruher Inszenierung zunutze macht. Die Inszenierung "schlägt einen Bogen von lauter Propaganda hin zum Verstummen und fokussiert auf die unheimliche Gegenwärtigkeit des Brecht‘schen Stoffs." Und diese Aktualisierung ist gelungen und hat durchaus sogar Anknüpfungspunkte für die bundesdeutsche Realität. Denn angesichts einer Bundesregierung, die wieder Journalisten (erfolglos) verklagt, die Denunziationsportale finanziert, die mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz ein Vorbild für autoritäre Staaten geschaffen hat und der Bundesnetzagentur eine Funktion überträgt, die zur Zensur mißbraucht werden kann, ist ein Theaterstück gegen autoritäre Politik und gegen die Beschränkung der Meinungs- und Redefreiheit gerade wieder akut dringend nötig.

Mascagni - Cavalleria Rusticana, Leoncavallo - Pagliacci, 03.11.2024

Einige ließen sich die Gelegenheit zum Triptychon nicht entgehen, drei innerhalb eines Jahrzehnts (1890-1900) uraufgeführte Opern von drei italienischen Komponisten innerhalb von 24 Stunden am Badischen Staatstheater zu hören. Was für Orchester und Chor eher eine Strapaze war, war für das Publikum ein Genuß.

Sonntag, 3. November 2024

Puccini - Tosca, 02.11.2024

Man könnte nach der Wiederaufnahme von Tosca behaupten, daß das seit dieser Spielzeit neu in Karlsruhe agierende Team aus Intendant und Operndirektor in wenigen Wochen seit Spielzeitbeginn den Stimmungswechsel in der Oper bereits erfolgreich eingeleitet hat. Denn obwohl sich die Tosca-Inszenierung des Regisseurs John Dew aus dem Jahr 2000 der 100. Aufführungen nähert, also kaum jemand des opernaffinen Publikums in Karlsruhe und Umgebung diese Inszenierung noch nicht gesehen hat, war gestern fast ausverkauft, nur wenige Plätze in Randlage blieben leer.

Montag, 28. Oktober 2024

Mascagni - Cavalleria Rusticana, Leoncavallo - Pagliacci, 27.10.2024

Glutvoll und lodernd
Es war höchste Zeit, daß die beliebten Opernzwillinge auf die Karlsruher Opernbühne zurückkehren, wo sie zuletzt in den 1990er getrennt inszeniert wurden. Beide Opern handeln von Liebe, Ehebruch, Eifersucht und Totschlag und die Inszenierung verbindet die beiden Einakter zu einer Oper mit zwei Handlungen, die am gleichen Tag im gleichen Ort spielen: "Das Dorf Vizzini südlich von Catania, Piazzetta S. Teresa, 21. April 1946, Ostersonntag".  Das Resultat ist gelungen, szenisch spannend sowie musikalisch und sängerisch emotionsstark - immer wieder ergeben sich mitreißende dramatische Höhepunkte. Applaus und Jubel des Publikums waren langanhaltend.