Sonntag, 21. Dezember 2025

Theater im Zeitalter der finanziellen Schieflage (3)

Es blieb seltsam ruhig, als es sich im Herbst abzeichnete, daß die Stadt 8,7% weniger für das Badische Staatstheater bereitstellen würde. Immerhin hatte Intendant Firmbach am Ende der letzten Spielzeit die Einsparung mit der Schließung von Sparten verbunden. Plötzlich hörte man davon kein Wort mehr. Es scheint, als ob den Verantwortlichen die Pointe damals schon bekannt war: das Land zahlt ab 2027 mehr als die Stadt.

Der laufende Betrieb des Badischen Staatstheaters wird im Grundsatz je zur Hälfte von der Stadt Karlsruhe und vom Land Baden‑Württenberg finanziert. Grundlage ist ein Vertrag (oft als Verwaltungsstatut bzw. Staatsvertrag bezeichnet) zwischen dem Land und der Stadt Karlsruhe aus dem Jahr 1956 in dem dies ausdrücklich geregelt ist. Diese Regelung gilt in aktualisierter Vertragsfassung bis heute fort. Laut Berichten zum Karlsruher Doppelhaushalt 2026/27 soll der Zuschuss der Stadt für das Badische Staatstheater um rund 2,4–2,5 Millionen Euro pro Jahr gekürzt werden (etwa 8,7 %). Diese Reduzierung betrifft den städtischen Anteil im bisherigen 50:50‑Modell und hätte ohne Reaktion des Landes eigentlich eine entsprechende Minderung der Landesmittel nach sich gezogen. Das Wissenschafts- und Kunstministerium erklärt ausdrücklich, daß das Land den für 2026 vorgesehenen Landesanteil für die Staatstheater in Karlsruhe und Stuttgart trotz der kommunalen Kürzungen vollständig auszahlen wird. Gleichzeitig wird betont, daß der vertragliche Grundsatz der 50:50‑Kofinanzierung bestehen bleibt, das Land aber in Vorleistung geht und der Ausgleich der Verhältnisse über einen längeren Zeitraum erfolgen soll.

​Für 2026 ist klar: Der Landeszuschuss bleibt stabil, während die Stadt kürzt, so daß der reale Anteil des Landes am Gesamtbudget höher ist als der der Stadt. Für 2027 liegt bisher nur vor, daß die Stadt Einsparungen ab 2027 fest einplant, während das Land ankündigt, die Kofinanzierung nicht kurzfristig an die Kürzungen anzupassen; damit ist davon auszugehen, daß das Land auch 2027 voraussichtlich mehr als die Stadt zahlt, formell aber am langfristigen Ziel eines 50:50‑Verhältnisses festhalten will.

Durch den Verzicht des Landes wird aus den 8,7% Kürzung der Stadt eine Gesamteinsparung von ca. 4,35% weniger Budget für das Badische Staatstheater. Das ist schon einiges weniger und immer noch viel. Welche Maßnahmen nun ergriffen werden müssen, bleibt abzuwarten. Eine deutliche Steigerung der Eintrittspreise dürfte sich als kontraproduktiv erweisen, es scheint, daß das Publikum dann noch öfter fernbleibt und seltener kommt. 

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