Montag, 3. März 2025

1. Farinelli-Wettbewerb, 02.03.2025

 Und der Gewinner beim ersten Karlsruher Gesangswettbewerb für Countertenöre ist

Dennis Orellana

Der im Jahr 2001 in Honduras geborene Sopranist ist kein Unbekannter (hier mehr Infos zu ihm auf den Seiten der Salzburger Festspiele), 2022 sang er konzertant bei Cencics Bayreuth Baroque und steht auch bei Cencics Label Parnassus Arts Production unter Vertrag (mehr hier). Gestern überzeugte Orellano nicht nur stimmlich mit seiner klaren und ungewöhnlich hohen Stimme, sondern auch mit seinen gewinnbringenden Lachen und bühnenreifen Auftreten. Bei ihm stimmte gestern das Gesamtpaket.

Den 2. Platz gewann Rémy Brès-Feuillet. Auch er kein Unbekannter, im benachbarten Schwetzingen sang er diesen Winter in Johann Sigismund Kusser Oper Adonis. Auch er ist bei Parnassus unter Vertrag (mehr hier) und sang bereits bei Bayreuth Baroque. Der Franzose erhielt zusätzlich den Sonderpreis Neue Musik und wird in der kommenden Spielzeit zu einem Konzert nach Karlsruhe eingeladen.

Außer der Reihe wurde von Juror Max E. Cencic ein 3. Platz gestiftet. Ihn erhielt der knappe Sieger des Publikumspreises Yongbeom Kwon aus Süd-Korea, der gestern insbesondere stimmlich, mit guter Technik und langem Atem überzeugte.

Mit diesen drei hatte die Jury die Kandidaten gewählt, die anscheinend auch das Publikum am stärksten überzeugte. Ganz unterschiedliche Typen konnte man gestern hören, Sänger von Anfang zwanzig bis Mitte dreißig, mit mehr oder weniger Selbstbewußtsein und Erfahrung auf der Bühne, teils mehr oder weniger gestikulierend und spielend. Und auch noch einer vierter Teilnehmer gewann einen Preis: Lidor Ram Mesika als Nachwuchssänger unter 25 Jahren. Der jüngste Teilnehmer, der 22jährige Chilene Pedro Pablo Álvarez McNab ging (noch) leer aus, ebenso der über dreißigjährige Uriya Uri Elkayam, der damit bekannt wurde, als Countertenor die Violetta in La Traviata zu singen.

Von knapp 50 Bewerbern wurden 23 nach Karlsruhe gebeten, zehn schafften es in das Halbfinale und sechs ins Finale. In der Jury entschieden Vivica Genaux, Max Emanuel Cencic, Christian Firmbach, Natascha Ursuliak und Véronique WalterChristoph von Bernuth moderierte den Abend noch etwas improvisierend, aber er hat ja nun noch einige Jahre, um den Ablauf zu optimieren.
Dirigent Luca Quintavalle und das Karlsruher Barockorchester erwiesen sich als optimale Begleiter.

Fazit: Gratulation an alle Beteiligten! Der Farinelli-Wettbewerb ist eine großartige Idee, die noch einiges an zukünftigem Entwicklungspotential hat.

PS: zum Nachschauen gibt es den Wettbewerb auf youtube (hier)

Sänger, Reihenfolge und Arien:
1. Runde: Lamento-Arien Lidor Ram Mesika: Vedro con mio diletto aus Il Giustino von Antonio Vivaldi Dennis Orellana: Non son sempre vane larve aus Arminio von G.G. Händel Pedro Pablo Alvarez McNab: Empio, dirò, tu sei aus Giulio Cesare von G. F. Händel Remy Bres-Feuillet: Verdi prati aus Alcina von G. F. Händel Uriya Uri Elkayam: Lascia ch'io pianga aus Rinaldo von G.F. Händel Yongbeom Kwon: Ombra fedele anch'io aus ldaspe von Riccardo Broschi 2. Runde: Koloratur-Arien Lidor Ram Mesika: Empio, dirò, tu sei aus Giulio Cesare von G. F. Händel Dennis Orellana: Come nube aus Agrippina von G. F. Händel Pedro Pablo Alvarez McNab: Sorge l'irato nembo aus Orlando Furioso von Vivaldi Remy Bres-Feuillet: A dispetto d'un volto ingrato aus Tamerlano von G. F. Händel Uriya Uri Elkayam: Sta nell'ircana aus Alcina von G. F. Händel Yongbeom Kwon: Nel profondo aus Orlando Furioso von A. Vivaldi