Saisonware für begrenzte Nachfrage
Das erste Jahr der neuen Intendanz neigt sich dem Ende zu und es war ein ruhiges Jahr, eine routiniert und solide abgewickelte Spielzeit, die aber auch überraschungsfrei ablief, eine Spielzeit entlang einer Mittellinie, weder enttäuschend noch begeisternd, vielleicht im Durchschnitt ein gutes Mittelmaß, dem es ein wenig an Elan und Ambition, Strahlkraft und Erinnerungswürdigkeit mangelte. Die fehlende Aufbruchstimmung machte sich auch bei den enttäuschenden Zuschauerzahlen bemerkbar, die bestenfalls stagnierten.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2024/2025 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Freitag, 25. Juli 2025
Rückblick auf die Spielzeit 2024/2025
Sonntag, 20. Juli 2025
Ballett-Gala, 19.07.2025
Stimmungsvolles Spektakel zum Spielzeitende
Eine gelungene Gala ist nie einfach nur eine Vorstellung, sondern auch ein Ereignis. Und zu Ereignissen begibt man sich nicht nur wegen der Darbietung, sondern um sie besucht zu haben und dabei gewesen zu sein. Gestern konnte man am Badischen Staatstheater eine solche Gala erleben: eine ausverkaufte, knapp vierstündige Ballett-Vorstellung mit internationalen Gästen, darstellerischen Höhepunkten, launigen Worten und einer Preisverleihung. Wie zu erwarten gab es viel gute Laune und langen Applaus und wer nicht dabei war, hat tatsächlich etwas verpaßt!
Abschweifung (1)
Galas sind rar geworden am Badischen Staatstheater. Nach der Covid-Epidemie hat man gar ein ganzes Abonnement einfach verschwinden lassen: die Opern-Galas wurden erst lange heruntergewirtschaftet und dann sang- und klanglos gestrichen. Spitzensänger zu normalen Preisen waren noch möglich, als man sich mit dem Geld der Steuerzahler auf Kunst und Künstler konzentrierte (und es genug Publikum gab, die dies zu schätzen wußten), inzwischen haben manche Theater Probleme, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und definieren sich nicht mehr gerne ästhetisch-künstlerisch; Und auch das anspruchsvolle Publikum war nicht mehr gerne gesehen, denn wer Vergleiche ziehen kann, unterscheidet das Bessere vom Guten und erst recht vom Übermaß des Schlechten. Manchen schien es, als pumpe man das Geld der Steuerzahler stattdessen gerne in dubiose Aktivitäten und ideologischen Aktivismus. Zudem haben politische Fehlentscheidungen den finanziellen Spielraum der Theater stark eingeschränkt. Wer es sich leisten kann, darf ins Festspielhaus nach Baden-Baden, um Stars zu sehen. Das Badische Staatstheater hat hingegen an Glanz verloren. Immerhin hat man noch die Händel-Festspiele (nun auch mit Farinelli-Wettbewerb) als Saison-Höhepunkt und auch im Ballett hat man den jährlichen Gala-Gedanken glücklicherweise nie aufgegeben. Nur im Schauspiel ist man von Gala so weit entfernt, wie die Mikrowellen-Mahlzeiten von der Sterne-Gastronomie. Ballett und Oper sind international, das deutsche Schauspiel hingegen wirkt wie hinter der Mauer, abgeschnitten, mangelbehaftet und in sozialistischer Trostlosigkeit gefangen. Viel zu viel Steuergeld fließt in viel zu viel schlechtes Sprechtheater. Man hat ein System des grauen Mittelmaßes geschaffen, und wenn man bedenkt, daß man in Karlsruhe gerade mit vielen hundert Millionen Euro Steuergeldern auch einen Neubau mit neuem Schauspielhaus baut, kann man auch als Theaterenthusiast Kopfschmerzen bekommen. Aber genug der Abschweifung.