Sonntag, 25. Mai 2025

Tschaikowsky - Eugen Onegin, 24.05.2025

Seelenschilderung vor symbolischer Landschaft 
Eigentlich sollte Tschaikowskys Oper nicht Eugen Onegin heißen, sondern Tatjana, denn nicht dem titelgebenden Schnösel gehört das Mitgefühl des Publikums, sondern der von ihm verschmähten Frau. Tschaikowsky bezeichnete seine Oper ausdrücklich als "Lyrische Szenen", und jede Inszenierung, die auf die Musik hört, muß einen Weg finden, sich auf die inneren Bewegungen der Figuren, auf intime und psychologisch feinfühlige Motive und leise Gefühlsregungen zu konzentrieren. Der neuen Karlsruher Inszenierung gelingt das in einer durchweg werkgemäßen und damit überraschungsfreien, aber auch etwas nüchtern-leidenschaftslosen Weise, die getragen von den famosen Sängern und Musikern gestern eine gute Premiere feierte.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Vorschau auf die Spielzeit 2025/2026 (1)

Etwas ambitionierter bitte
Es war ein ordentliches erstes Jahr, das der neue Intendant Firmbach nach Amtsantritt ablieferte, vieles gelang, manches nicht. Eine gelungene Aufbruchstimmung fühlt sich anders und begeisternder an. Die Frage, ob man Firmbach über 2029 verlängern sollte, kann man nach dieser Spielzeit nicht eindeutig mit Ja beantworten. 
Wer sich letztes Jahr vor dem Wechsel des Leitungsteams aus Oldenburg ans Badische Staatstheater mit dem dortigen Opernprogramm auseinandersetzte, der konnte manches Repertoire entdecken, das auch gut nach Karlsruhe gepaßt hätte. Operndirektor Christoph von Bernuth greift nun einiges auf, was er zuvor an früherer Wirkungsstätte bereits auf die Bühne gebracht hat. Für Opern-Fans verspricht die kommende Saison durchaus spannend zu werden. 
Das Ballett bietet 2025/26 nichts Bekanntes oder Beliebtes.  Raimondo Rebeck ist ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Choreographien zu wünschen.
Und ob das in der Sackgasse befindliche Schauspiel endlich die Wende schafft und aus der Krise kommt, scheint fraglich. Erfolgsstücke hat man schon lange nicht mehr produziert, ob man sich von der gewollten Verengung des Klienteltheateransatzes befreien kann, darf bis zum Gegenbeweis bezweifelt werden. Nichts deutet darauf hin, daß die Stagnation beendet werden könnte. Der fehlende Mut zu mehr Vielfalt und Abwechslung im Schauspiel ist die größte Bürde der neuen Intendanz.